Sexualität und Mann sein

Viele Texte zum Thema (gelebte) Sexualität, sowie Frau- und Mann SEIN existieren bereits. Ich selbst habe so viele gelesen, und ja, dann und wann verfasst. Keine Betrachtung hat mich bislang jedoch so tief berührt und ebenso gewirkt in mir, wie dieser Text von Reto Stadler.

Ich wünsche es euch, liebe Männer.

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Sexualität und Mann sein

Soll ich mich wirklich exponieren und über dieses Thema schreiben? Zweifel kommen auf…

Aber nachdem beim letzten Post „Männer und Selbstliebe“ von einem Mann das Thema Sexualität aufgegriffen wurde (zu meinem völligen Erstaunen) und ich auch schon in meinem privaten Umfeld dazu ermuntert wurde, etwas über dieses Thema zu schreiben, wage ich den Schritt.

Sexualität kann in verschiedenster Form erlebt werden. Ich selber durfte in dieser Hinsicht auch meine Erfahrungen sammeln. Ich kenne das gesamte Spektrum. Vom Sex aus grenzenloser Geilheit, bis hin zur Sexualität als spirituelle Erfahrung.

Lange Zeit erlebte ich meine Sexualität als ein Teil der Beziehung zu einer Frau, welcher Verbindung schafft aber auch wie selbstverständlich einfach dazu gehört. Ich liebte den Sex, die Geilheit, das steigern der Lust, die Orgasmen. Was ich vor allem auch immer machte: ICH FOKUSSIERTE MICH AUF DIE FRAU! Damit meine ich, ich schaute dass ihr die Sexualität mit mir gefiel, machte alles dafür. Für mich war es das grösste, der Frau einen Höhepunkt nach dem anderen zu ermöglichen, ihr Lachen und ihre Verliebtheit zu sehen. Da ich der Meinung war, ich täte alles für die Frau hatte ich das Gefühl der Selbstlosigkeit. Heute weiss ich, dass es genau umgekehrt herum war. Ich war egoistisch ohne Ende. Aber darauf komme ich noch.

Die Sexualität war für mich meistens unbefriedigend. Ich hätte 5 mal am Tag Sex haben können, auch das hätte mich nicht mehr befriedigt. Nach dem Orgasmus fühlte ich mich meist leer und wollte den Ort des Geschehens so schnell als möglich verlassen. Natürlich machte ich das nicht physisch, aber gedanklich. Ich „beamte“ mich woanders hin. Viele Männer mit denen ich rede kennen das. Die Raucher gehen rauchen, viele gehen zur Toilette und benützen das als Vorwand aus der Situation herauszutreten, das Handy wird gezückt, „ich gehe mal schnell etwas trinken“… etc. Auch die Frauen kennen das. Sie stehen ebenfalls gerne auf, waschen sich die Genitalien, den ganzen Dreck und Schmutz von vorhin weg und verabschieden sich so schnell als möglich aus der Situation.

Wenn ihr das kennt, Mann oder Frau, lohnt es sich, da mal genauer hinzuschauen. Und eure Sexualität zu überdenken.

Nochmals zurück zum Fokussieren auf die Frau und meiner zurechtgelegten Selbstlosigkeit: Natürlich wurde mir irgendwann klar, dass ich die Frauen nur benütze um meinen Selbstwert zu steigern, meine fast nicht existente Selbstsicherheit zu übertünchen, meine massive Unterversorgung an Liebe damit zu beheben. Ich war in vielerlei Hinsicht ein Fass ohne Boden, das auch nicht abgedichtet werden konnte. Die Liebe, die Selbstsicherheit den eigenen Selbstwert konnte ich nur temporär aus diesen Situationen beziehen. Alles hielt nie lange. Konnte gar nicht. Also musste „Neues“ erlebt werden und das Rad drehte sich von neuem. Mit derselben Partnerin oder einer neuen.

Auch als Mann solltest Du irgendwann erwachsen werden.

Verantwortung für Dich und Dein Handeln übernehmen. Reflektieren was Du tust, Dir selber Liebe schenken, erkennen wer Du wirklich bist, zu Dir und Deiner männlichen Kraft stehen und Dein volles Potential leben. Das Wichtigste ist aber: Ins FÜHLEN kommen. Ohne dass Du dich selber fühlst, wirst Du den nächsten Schritt nicht machen können und auch nie richtig Deine Liebe leben können.

Heute weiss ich, dass Liebe und Sexualität nicht getrennt sind. Und es geht in der heutigen Zeit darum, die Menschen wieder daran zu erinnern was Sexualität zwischen Mann und Frau ist und bedeutet. Eine heilige Sexualität zusammen zu erfahren.

Sexualität für den Mann heisst, der Frau einen sicheren Raum zu geben. Damit sie sich fallen lassen und sich Dir schenken kann. Der Frau mit Deiner ganzen Präsenz zu begegnen, bei Dir zu sein in Deiner ganzen Stärke und Kraft. Schau ihr in die Augen! Aber bleib bei Dir. Halte für sie einfach den Raum offen damit etwas entstehen kann.

Sei absichtslos. Es ist nicht wichtig zum Orgasmus zu kommen. Die Vereinigung als solches ist befriedigender als alles andere. Wenn Du dich ganz auf Deine Frau einlassen kannst, schaukeln sich die Energien vielfach so hoch, sodass ihr einen gemeinsamen Höhepunkt erlebt.

Fokussiere Dich auf Deine Gefühle. Spüre die Energie der Frau.

Es geht nicht um Reibung mit Deinem Penis. Null und gar nicht. Am besten spürst Du dich wenn Du einfach nur voll präsent und ruhend im Schossraum der Frau bist. Abwartend und offen für alles was gerade sein darf. Und wenn Reibung gerade angesagt ist, dann ist es auch in Ordnung. Grundsätzlich ist es aber so, wie mehr Du in die Aktion kommst, desto schlechter kannst Du dich aufs Fühlen, die Absichtslosigkeit und die Offenheit wohin es Euch gerade treibt, einlassen. Und falls die Frau zum Orgasmus kommt, sich fallen lassen und sich Dir schenken kann, dann sammle diese Energie auf. Integriere sie. Die Energie besteht aus reiner Liebe. Die Frau ist in ihrem innersten Kern reine Liebe. Darum geht es. Die Frau will sich Dir schenken. Und dann, bleibe in dieser innigen Vereinigung. Lasse die Energien fliessen. Lasse es Zucken, Vibrieren, Pulsieren und Geschehen. In dieser Zeit passiert der ganze Energietransfer und beidseitige HEILUNG.

Wenn Du das so einmal erleben durftest, lieber Mann, dann weißt Du, dass Du angekommen bist. Angekommen in der Heiligkeit der Sexualität. Es kann sein, dass Du spontan in Tränen ausbrichst. Dann weißt Du, dass in dem Moment alte Wunden geheilt werden dürfen.

Zutiefst berührend und erfüllend. Du wirst tief im Innersten Deiner Seele berührt werden und genau das wünsche ich Dir von Herzen.

Die Zeit ist reif für eine Sexualität die vor langer langer Zeit schon einmal gelebt wurde. In einer Zeit in der Mann und Frau, Hand in Hand sich gegenseitig helfen und heilen konnten.

In Liebe und tiefer Dankbarkeit,

Reto-Arun.

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