Von Schiffen und lamentösen Sterbebetten, deinem Willen und dem Go

Auf Veränderung zu hoffen, und gleichsam nichts dafür tun, das ist wie am Flughafen zu stehen und auf ein Schiff zu warten – dieses Zitat habe ich vor vielen Jahren das erste mal gelesen. Und es begeistert mich auch heute noch. Warum? Weil es im Kern trifft, was es dazu zu sagen gibt. Einen Menschen kannst du (das leitet sich ab von jedem Pferd, ja…) zu einem Wasserloch schleifen! Schlussendlich aber, Liebes: trinken muss er selbst! Es mag sich hart anhören, vielleicht, ändert aber nichts an der Tatsache: „In der Opferrolle zu verharren ist die beste Strategie, nichts (aktiv!!) ändern zu müssen!“. Bedeutet: natürlich gibt es Zeiten, in denen man sehr, sehr klar (!) sagen kann, von Menschen oder Situationen, ungebremst und ohne „Gnade“ in den Arsch getreten worden zu sein! Das tut weh, ja! Das ist nichts Tolles, nein! Das kann dazu führen, dass man erstmal sowas von down und tief geknickt und todtraurig und schier unendlich verzweifelt ist, ja! Und dieses Gefühl geht auch, in den allermeisten Fällen zumindest, nicht bereits nach 4 Tagen spurlos von dannen, nein! Ähnlich wie große und sehr tiefe Wunden natürlich (!) erstmal ihre Zeit brauchen, um wieder zu heilen, ja! – alles richtig. Alles ok. Alles verstanden. Alles schon erlebt. Alles schon begleitet. Alles schon… Liebes.

Nun wird es jedoch spannend: nahezu ewiglich (!) in der Opferrolle zu verharren, noch einmal, das ist eine Strategie, die dir vermeintlich „Vorteile“ verschaffen kann, was aber lediglich Pseudo-Vorteile sind! Natürlich werden Dir etliche Freunde (davon gibt’s eh nur max. 5, also streich „etliche“ wieder…!) und noch etlichere Bekannte (davon kann es echte Mengen geben, ja) erstmal eine ewig lange Zeit zuhören. Sie werden Dir immer und immer wieder zuhören, in deiner schillernden Schilderung über „diesen bösen Menschen, der dein Herz zerquetscht, dein Glück geraubt, dich zerstört und das Unglück deiner Welt heraufbeschworen hat….“. Ok! – und dann? Und weiter? Irgendwann hast du deine traurige Geschichte 2546 mal erzählt. Wenn du Glück hast (und deine Menge an Bekannten eine richtige Menge ist, und deine 5 Freunde vielleicht zu der geduldigsten Spezies dieser gehören…) dann kommst du vielleicht sogar auf 3546 mal. Ok! – und dann? Und weiter? Weißt du, ich sage hier nicht (ganz, ganz sicher nicht!) „dass Reden darüber nicht maximal entlastend sein kann…“. Doch! Ist es! Und ja, ich finde auch, dass Reden mit nahen Menschen eine Form der besten „Therapien“ überhaupt ist. Und trotzdem frage ich es noch einmal: und jetzt? Und weiter? Weißt du, Liebes, immer und immer nur wieder in die Dauerschleife der Wiederholung zu gehen (und das sehr bewusst! Denn DU bist es schließlich, der immer wieder damit anfängt, oder?) ändert rein gar nichts. Veränderung setzt vielmehr 3 Dinge voraus:

1. Wille!

2. Wille!

3. Wille!

Erkennbar, dass Menschen einen sog. Leidensgewinn (ähnlich gelagert wie der sog. Krankheitsgewinn) präferieren, macht die Tatsache, dass sie z.B. nichts (!) von dem umsetzen, was ihnen als klare Intervention (!) angeboten wird. Sie hören sich das an, sie lesen sich das durch… und schlussendlich bleibt immer nur ein Fazit: „Ich kann nicht!“. Und genau da sind wir wohl erneut am Kern. „Ich kann nicht“ ist gleichzusetzen mit „Ich will nicht!“. Ende der Geschichte. Denn (wir können gerne den Test machen, na klar!): zeige mir bitte einen Menschen mit einem Handtelefon (genannt Handy), der bei physiologisch intakter Hirnfunktion nicht in der Lage ist, einen Kontakt zu blockieren! Was gibt es daran „nicht zu können“, sofern „ich das WILL!“?? Das war nur exemplarisch, Liebes. Nicht mehr, nicht weniger.

Weißt du, es gibt inzwischen so viele großartige Menschen auf diesem Planeten, deren professionelle Aufgabe es ist, in schwarze Löcher gefallene Menschen aus diesen wieder „heraus zu hieven“. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass es innerhalb der Verweildauer im schwarzen Loch ausreichend zu trinken gibt (Metapher, Liebes, Metapher!). Der Hörer muss allerdings selbst in die Hand genommen werden. Und wenn es selbst dafür grad nicht reicht (ja, in der Phase des akuten, unerträglichsten Wundschmerzes kann das echt sein, dass ein Hörer einfach zu schwer ist…) dann zumindest der Auftrag erfolgen, dass jemand dort anrufen soll! Sprechen kann man in jedem Fall auch über Mikrofon (Metapher, Liebes. Metapher).

Weißt du, ich glaube es ist ein Stück weit wenig, wenig Selbstverantwortung, immer wieder auf das Sterbebett zurückzukehren, und dort mit nahezu infantilem Gebaren huldigst das Schicksal anzuflehen, endlich abzulassen. Wird es nicht! Ich bin so sicher. Wird es nicht! Veränderung ist erst dann möglich, wenn derjenige endlich ins TUN kommt. Und sich nach jedem weiteren „Ok! Und jetzt? Und weiter?“ irgendwann genau diese Frage stellt! Weißt du, Liebes, nach vielen langen Jahren im Business Coaching, nach eigens gelebten Jahren, die oftmals toll waren, gleichsam jedoch auch Krisen und „Schläge“ feinster Art beinhalteten, kann ich heute nur immer und immer wieder wiederholen: DU bist der Schöpfer deiner Realität! DU bist derjenige, der irgendwann KLAR entscheiden muss, sein lamentöses Opfer-Dasein verlassen zu WOLLEN! DU bist derjenige, der irgendwann begreifen muss, dass deine Wunde nicht heilen wird, in dem du ihre Entstehungsgeschichte immer und immer wieder wiederholst! DU bist derjenige, der ins TUN kommen muss! Dem Motor: Ich KANN!!! Und ich WILL!!! Und ich WERDE!!! folgend! Es ist absolut ok, dass du dich eine Weile lang benetzen und besprühen lässt. Und dass du die Kühle des Wassers auch ein Stück weit genießt, das Dir deine Menschen auf die Lippen tupfen!! Immer und immer wieder… – aber irgendwann trinken, Liebes. Gewollt trinken…. – DAS musst du selbst.

(PS: Ich finde das Opferfest, welches der islamischen Tradition zugrunde liegt, sehr traurig, zutiefst verstörend und schlimm. Völlig losgelöst davon, wollte ich keinerlei religiös-kulturellen Bezug herstellen, niemanden beleidigen und nicht das Gefühl vermitteln, innerhalb diverser Werte, Innensichten und Zuständen nicht ernst genommen zu werden. Das Wort „Opfer“ als solches, dies könnte man grundsätzlich immer wieder aufs neue diskutieren. Im Kontext „Opferrolle“ beziehe ich mich dabei auf die gängige Definition).

Herzliche Grüße, Sandra

sandrareinheimer.com

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