Trigger im Café. Oder: wo sie doch überall hängen, unsere geliebten Spiegel

Ich sitz grad im Lieblingscafé meiner Stadt. Direkt neben mir ein Pärchen. Er geschätzt Anfang 50. Sie 10 Jahre jünger. Und während ich ihn so löffele, meinen Joghurt, merke ich schon, wie es leicht in mir hochsteigt. So von unten. An den Füßen startend. Ihr kennt das 😂

Ich beschreibe, was ich hier wahrnehme: ein Mann redet unaufhörlich. Ohne Punkt. Ohne Komma. In intellektuellem Hochdeutsch. Betont. Eindringlich. Er redet. Und redet. Und redet. Ihn hört man völlig prägnant. Ich verstehe jedes einzelne Wort. Sie antwortet zwischendurch. So leise, dass man nicht verstehen kann: was eigentlich!? Er erzählt ihr die Planung der nächsten Woche. En Detail. Was, wann, wie, mit wem, wer nicht dabei, warum nicht, weitere Gedanken in den tiefsten Tiefen der Ausführung. Namen, Personen, die sonst noch involviert sind. Nachfragen an sie, nach jedem dritten Eckpunkt der Story: „wie sie das findet?“. Ihre Antworten: weiterhin nicht hörbar. Ich denke: könntest du jetzt wohl bitte endlich mal lauter sprechen, gute Frau!?? So, dass DU ggf. auch mal zu Wort kommst!?? (… zudem denke ich: herrje!! Rede lauter, damit ich deine Reaktion ersehen kann!!) – ich möchte noch einmal dazu sagen: ich saß am Nachbartisch und es war keinesfalls so, dass ICH der Gesprächspartner war!! 😂🙈

Während des Gesprächs schaut er sie an wie ein indischer Schlangenbeschwörer (sorry: ich versuch es ja echt wertfrei grad!!!! Aber in diesem Fall KANN der Beschwörer nur indischer Abstammung sein!! 😂🙈). Während er so redet sitzt er fast auf ihr. Und sie gleichsam auf ihm. So verknäuelt ineinander, dass kein Blatt dazwischen passt.

Er lächelt. Und lächelt. Und lächelt. Und lächelt. Ihr Gesicht seh ich leider nicht, da sie mit dem Rücken zu mir sitzt. In kurzen Momenten der Stille wird Stimme dann durch Intensiv-Streichelei ersetzt. Ja, ein Vorspiel im klassischen Sinne könnte das wohl sein, zumindest was die Intensität der “Streicherei“ aneinander betrifft…Oder (für alle, die schon mal mit Pferden zu tun hatten): striegeln!! Das trifft es wahrscheinlich ebenso passend. Ein Pferd striegelnd!!! 55 mal über ihren Arm. 55 mal über seinen Arm. Ohne Unterlass. Und weiter. Und weiter. Und weiter.

Reden. Lächeln. Striegeln. Reden. Lächeln. Striegeln.

Meine Füße haben inzwischen schon den Drang, sich bewegen zu müssen. Ich scharre mit den Flip Flops über den Boden! Das ist Stadium 2 von 3 bei mir. Ich löffele weiter meinen Joghurt und würde den inneren Zustand als „Wei!!!! Du gehst mir sowas von auf den Keks gerade!!“ beschreiben… Und endlich sagt er es….

„Zahlen bitte!“.

Sie gehen 5 Minuten später. Ich atme auf. Einmal innerlich. 2 mal äußerlich. Regelrechte Erleichterung breitet sich in mir aus. Stille!!!

… so, Liebes. Und genau das sind sie. Unsere täglichen Spiegel, die uns das Leben so liebevoll und fürsorglich immer und immer wieder hin- und vorhält! 😌 Spiegel, die uns zu nichts mehr auffordern wollen, als hinzuschauen, was DA denn nun los war!?? Bei UNS!! Und nur bei UNS!

Natürlich hat mein Erleben NICHTS, rein gar NICHTS mit der Situation als solche zu tun. Natürlich NICHT, Liebes 😌 Auch nicht mit dem Mann. Auch nicht mit der Frau (… wie auch!? Ich kannte beide ja gar nicht). Und genau DAS gilt es nun mal anzuschauen, klar 😌 Wenn uns Menschen, Situationen oder Verhalten antriggern, dann steht dieses (unser!) Erleben ausschließlich (!) für DAS, was IN UNS nach Hinschauen, Reflektieren, Lösen ruft! Genau in dem Moment, wenn es sooooo laut ruft, wie in meinem Beispiel. Exemplarisch. Klar.

Das, was in uns grad nicht stimmig ist (nicht heil, nicht frei, nicht gelöst… wie auch immer). Das, was so absolut spannend (!) sein kann, wenn man in die „Entschlüsselung“ geht. Und ja, alles, was letztendlich entschlüsselt ist, darf danach mit ziemlicher Sicherheit „gehen“. Weil es bewusst gemacht wurde. Weil es hochgeholt wurde. Um gesehen und angeschaut zu werden. Eine nächste Situation dieser Art kann dann bereits ganz anders erlebt werden. Im Frieden – im besten Fall 😌, weil nichts mehr anfängt, erneut zu schwingen.

Reflektionsfragen können hier nun zieldienlich sein, um den „Kern des Ganzen“ sehen zu können 😌. Merke: ein sog. „Auslöser“ (auch Trigger) ist NIE die Ursache als solche! Diese ist (oftmals ganz!!!) woanders gelagert. Und dort zu suchen 😉. Da, wo es anfängt in Dir „ungut zu schwingen“, da hast DU sie, die sog. Resonanzen mit dem Thema!

Eine Resonanz haben bedeutet: in Wallung geraten, weil das System „anspringt“, auf das, was ihm da gerade präsentiert wird. Wäre keine Resonanz vorhanden, würde rein gar NICHTS passieren (meint: Schwingung würde nicht ausgelöst).

Also Liebes… fang an. Ich mach’s auch 😉

PS: an meinem Nachbartisch sitzt nun ein anderes Paar. Super sympathisch, wie ich so finde! (… 😂🙈). Und von Herzen wünsch ich nun guten Appetit bei der Spargelsuppe, während ich vor knapp 30 Minuten am liebsten meinen Joghurt mit der Teelöffel-Zwille nach links verschossen hätte! 🙈

Mach’s dir nett heute, Liebes! Und vergiss nie: wir sind ALLE nur Menschen. Und dürfen demnach auch „voll (und) menschlich“ sein. So dann und wann zumindest 😘

Herzliche Grüße, Sandra

sandrareinheimer.com

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