Nicht immer nur die Welt, wie sie dir gefällt

Nahezu täglich machen wir andere Personen für unser „Missempfinden“ verantwortlich. Wenn wir uns ärgern, wenn wir (mal wieder) enttäuscht wurden, wenn unsere gute Stimmung ruiniert ist, wenn wir weinen müssen, wenn wir angekratzt sind – „DU bist Schuld!“ – und wenn wir es unserem Gegenüber so auch nicht direkt mitteilen, dann denken wir es zumindest.

Menschen irritieren uns mit ihrem Vorgehen und Verhalten, sie machen – nach unserem Ermessen – Dinge nicht in der richtigen Art und Weise, sie sind inkompetent, fehl am Platz in ihrer Position, grob, gedankenlos, egoistisch, schlechte Autofahrer sowieso, zu langsam (wie kann so etwas sein, wenn man doch Kassiererin ist!?), sie lassen alles liegen und wir haben dann wieder die Arbeit, sie sind langweilig, egoistisch oder fahrlässig, in dem, was sie tun (oder nicht tun). Die Liste wäre erweiterbar. Nach hinten offen und vielfach erweiterbar :-) 

Leider werden wir bis an unser Lebensende frustriert sein, wenn wir an dieser Geisteshaltung festhalten. Wir werden immer wieder „emotional auf der Palme sitzen“, wütend werden, uns verletzt fühlen, enttäuscht sein und unendlich hadern. Es wird – so sehr und inbrünstig wir uns das auch wünschen mögen – leider kein Ende nehmen mit all diesen Angriffen, die unsere „sorglosen, bösen Mitmenschen “ auf uns verüben – solange wir entscheiden, dass es eben immer die anderen sind, deren Verhalten nicht ok ist. 

Sie sind nicht das Problem. Das einzige Problem ist unsere Reaktion.

Dass dir Menschen, wie oben bereits beschrieben, „quer kommen“, dass kann sich nahezu immer ereignen. Jeden Tag, und wenn es ganz dick kommt, sogar mehrere Male an einem Tag. Wir können andere Menschen nicht davon abhalten, dass sie sich verhalten! Und wir haben noch weniger (!) Einfluss darauf, WIE sie das tun.

ABER: wir können jederzeit ändern, wie wir darauf reagieren :-)

Bitte merke dir nun zunächst einen einzigen (für dich sehr wichtigen!) Satz, so unwahrscheinlich dir sein Inhalt für dein Leben (und deine Reaktionen!) jetzt vielleicht auch noch erscheinen mag:

Wenn du auf eine ruhige, friedliche Art und Weise reagierst, wirst du dauerhaft glücklicher sein

So, und wie könnte das nun gehen? Eine kleine „Handlungsanweisung“ kann ich dir an die Hand geben, die du ausprobieren kannst. Das Schöne ist, wenn du es tust, dass du nach bereits ganz kurzer Zeit merken wirst, dass sich alles verändert… dass es dir besser geht.

1. Wenn du das nächste mal bemerkst, dass du dich angegriffen fühlst, frustriert bist, wütend wirst, enttäuscht bist, halte einen Moment (ca. 15 Sekunden lang) ganz bewusst inne. Mache eine eingeleitete Pause. Stelle dir dabei bewusst das Wort „Pause“ vor. Im Geist kannst du auch einen Schritt zurückgehen, und sogar „in echt“ kannst du einen Schritt zurückgehen. Raus aus der Situation, drei Atemzüge lang.

2. Im Gegensatz zu sonst handelst du NICHT! Das heißt: weder verbal, noch schriftlich, noch in direkter Aktion (nein, kein Türen knallen, keine sofortige whatsapp- Reaktion, kein Brüllen, kein gar nichts in diesem Moment! :-) Sollte dich dein Gegenüber konkret auffordern zu reagieren, entschuldige dich mit den Worten „Ich muss im Moment nachdenken, bitte gib mir diese Zeit“. Wirkt das nicht, dann wiederhole deine Worte. Wirkt es immer noch nicht, dann wiederhole deine Worte erneut. Diese Technik der „hängengebliebenen CD“ verschafft dir Raum. Und es ist in diesem Moment auch überhaupt nicht relevant für dich, wie dein Gegenüber darauf reagiert oder darüber denkt. Denn jetzt gerade geht es nur um DICH und DEINEN FRIEDEN.

3. Untersuche und „analysiere“ nun bitte mal deine Vorstellung, wie dein Gegenüber – deines Erachtens nach! – handeln sollte. Stelle dir genau vor, was du gerne hättest und wie sich das genau abspielen sollte. Stell es dir bildlich vor, höre die Worte, die du gerne hören würdest, versetze dich in die Situation deiner Erwartung, so genau es nur geht.

4. Mache dir nun bitte folgendes ganz realistisch klar: deine Idee und Vorstellung der Reaktion/ Verhaltensweise, die du dir gerade konkret ausgemalt hast, steht im Konflikt mit der Realität! SO IST ES NICHT! Du bist DU, dein Gegenüber ist aber NICHT DU! Und dein Gegenüber reagiert nicht so, wie du es gerne hättest!

Und solange du nun weiterhin an diesen (deinen!) Fantasien festhältst, die sich nicht in die Realität einfügen werden – egal wie sehr du auch strampelst und tobst und fluchst und zornig bist – wirst DU frustriert sein.

4. Wirf deine Erwartungen nun zielgerichtet über Bord. Das kannst du gedanklich tun. Nimm sie in die Hände und lasse sie einen fließenden Fluss runter schwimmen. Oder werfe sie über die Reling eines Schiffes, das seine Fahrt schnell fortsetzt. Verabschiede dich freundlich und wohlwollend. Imaginär kannst du auch winken.

5. Lächle! (Nein, nicht völlig verkrampft und aufgesetzt! Lächle richtig! Wenn es noch nicht spontan geht, dann denke an eine sehr schöne Situation, die dir ein ehrliches, von Herzen kommendes Lächeln entlocken wird! Zwangsläufig, ja :-)

So, und nun kommt sicherlich der schwerste Teil, aber, und das sollte den Versuch auch für dich lohnenswert machen: „Es wird dir damit sehr, sehr viel besser gehen!“. Ich verspreche es dir!

6. Handle mit Mitgefühl! In dem Moment, in dem du endgültig damit aufhörst, deine Gegenüber zu beschuldigen, nicht richtig gehandelt zu haben, kannst du angemessen reagieren! Die Realität (Schritt 4) anzuerkennen und auch anzunehmen (!) heißt nicht, dass du nie wieder handelst und wie ein Opferlamm vor Situationen und Menschen hockst – nein, bewahre! Es bedeutet lediglich, dass DU von der Frustration ablässt, die DICH schädigt, stresst, schwächt, zermürbt und auffrisst!

Wenn ein Mensch deiner Lebenswelt sorglos und unverantwortlich ist, dann ist das genau SEIN Problem! Ja, die andere Person ist nachlässig und unverantwortlich! NICHT DU! Und genau DAS ist die Realität!

Wie ich eingangs bereits schrieb, wirst du solche Situationen immer wieder erleben. Und noch einmal: selbst wenn du dir irgendwann wie Rumpelstilzchen ein Bein ausreissen wist: Du kannst es nicht ändern!!! Und so ist die einzig relevante Frage für dich, wie du gut damit umgehen kannst. Du kannst weiterhin zornig, depressiv oder gar „komplett verrückt werden“… ODER: du kannst von deinen Erwartungen ablassen und inmitten der Realität angemessen, ruhig und zu deinem Besten handeln.
Wirf deine Erwartungen über Bord, lächle und handele mit Mitgefühl. Die Entscheidung liegt ganz bei dir allein. Und das Beste? Wenn DU zukünftig Ruhe und Zentriertheit in deine Felder hineingibst, dann warte mal ab, was in deiner Umgebung so alles passiert. Du wirst sehr erstaunt sein. Und glücklicher!

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