Vom Verzeihen können und was man sonst noch so alles nicht will.

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„Verzeihen heißt gleichsam gutzuheißen, wie sich jemand verhalten hat.“

Kommt dir dieser Gedanke irgendwie bekannt vor? Ok, dann lies mal weiter :-)

Fast jeder von uns hat irgendwo in seinem Innern ein paar „fest zugenagelte Schubladen“ und in nahezu jedem Menschen existiert diese „black list“, in die wir all die Ereignisse eintragen, die wir mit anderen Menschen erlebt haben, und die wir ihnen nicht verzeihen können oder wollen.

Solange wir dieses „In the past- Diary“ nur dann und wann noch mal aufschlagen und uns danach aber wieder unserem gegenwärtigen Alltag zuwenden, ist sicherlich gar nichts dagegen einzuwenden. Ich denke, dass es ganz „normal“ ist, sich ab und an das zu erinnern, was sich weder toll noch erbaulich für uns angefühlt hat.

Viele Menschen befassen sich jedoch – im Gegensatz zu den dann und wann- Durchblätterern – Tag für Tag mit ihrer persönlichen Liste. Und noch dazu mit intensivster Gedankenkraft. Sie rufen sich immer wieder in Erinnerung, was der andere getan hat, und dass sie ihm dies nicht verzeihen können und werden. Sie quälen sich täglich mit ihren „inneren Endlos-Schleifen“ und grübeln und grübeln. Fragestellungen wie: „Warum nur!?“ und „Wie konnte er mir nur so etwas antun???“ kreisen unaufhörlich im Kopf. Wenn nicht tagsüber, dann eben abends oder nachts. Wenn nicht alle 2 Stunden, dann trotzdem 4 mal täglich. „Das werde ich niemals verzeihen!“ kommt fast einem Damoklesschwert gleich, das sich immer näher in Richtung Kopf bewegt. Gefühle wie Hass, Rache, Wut, Verbitterung, Verletzung, Enttäuschung, Ablehnung – all das kann in einem kompletten Repertoire vorhanden sein. Vielleicht wird sogar der tiefe Wunsch verspürt „es dem anderen heimzuzahlen“.

Da sich alle (!) Gedanken nachweislich auch auf den Körper und damit nahezu das gesamte „System“ des Menschen auswirken, bringen uns fest verankerte negative Gedanken aus unserem inneren Gleichgewicht. Von der Wesentlichkeit der Resonanz mal ganz abgesehen (das, was wir aussenden bekommen wir zurück – ich habe bereits an vielen anderen Stellen darüber geschrieben) können negative Gedanken zusätzlich z.T. sehr belastende Symptome, ja sogar Krankheiten verursachen. Unser Körper reagiert mit z.B. Erschöpfung, Anspannung, depressiver Verstimmung, Kopf-, Rücken-, Magenschmerzen, Schlafstörungen, Nervosität, Angst, Bluthochdruck, einem Absinken der Abwehrkräfte und vielem weiteren mehr.

Warum ist es – zunächst – oft so schwer, zu verzeihen?

In diesem Zusammenhang hören wir ganz oft die Aussage: „Nein, sein Verhalten hat mich so stark getroffen, das kann ich nicht verzeihen. Selbst wenn ich wollte! Es geht nicht!“ Und damit erbauen wir uns – bewusst oder unbewusst – eine Art Bestrafung, die wir dem anderen zuteil werden lassen wollen. Wenn wir nun jedoch einmal ganz genau und vor allem ehrlich hinsehen: Ist es nicht viel eher so, dass UNS SELBST diese Bestrafung trifft? WIR sind es doch, die keine Ruhe finden, schlaflose Nächte haben, angespannt sind und uns irgendwann nur noch schlecht, ggf. sogar krank fühlen. Derjenige, den wir eigentlich bestrafen wollen, weiss in unzähligen Fällen nicht mal etwas davon! Und selbst wenn wir ihm gezielt aus dem Weg gehen oder ihm durch welche Maßnahmen auch immer unser Gefühl demonstrieren wollen, wird er trotzdem noch lange nicht so be- und vor allem getroffen sein wie wir es sind! WIR beschäftigen uns gedanklich damit, wie wir uns am effektivsten rächen und es unserem „Schmerzverursacher“ heimzahlen können. WIR berauben uns damit unserer Energie, die wir brauchen FÜR UNS und UNSER Leben!

Hinzu kommt häufig noch die große Angst um den möglich so interpretierten „Gesichtsverlust“, bzw./ und das Problem mit unserem Stolz. Deshalb noch einmal die Frage: kennst du den Gedanken „Verzeihen heißt gleichsam gutzuheißen, wie sich jemand verhalten hat“? Die Angst, der andere könnte sich ermutigt fühlen, sein Verhalten ggf. zu wiederholen, bzw. er könnte ja auch denken, dass das alles nicht so schlimm war, was er verzapft hat, ist ganz häufig ein weiteres inneres Motiv, das uns vom „Verzeihen wollen“ abhält. Bedenke jedoch immer, bevor du dich in deinem Negativ- Kreislauf verrennst und lediglich DIR selbst damit schadest:

Wenn du einem Menschen vergibst, dann tust du dies allein deinetwegen und ganz sicher nicht, weil er es verdient hat

Ich kann mich sehr gut an ein Zeitalter erinnern, in dem es mir nicht möglich war, gewissen Menschen zu verzeihen. Und warum war es mir nicht möglich? Genau deshalb: weil ich es NICHT WOLLTE!

Heute, viele Monate später, kann ich folgendes dazu sagen: „Verzeihen heißt ganz sicher nicht, das Verhalten von Menschen für gut zu heißen! Man verzeiht nicht, weil man die betreffenden Menschen plötzlich wieder sympathisch findet oder gar „mag“ – im Gegenteil – man verzeiht ausschließlich und in erster Linie NUR FÜR SICH SELBST! Die eigene Gesundheit, das seelische Wohlbefinden und die herrliche innere Ruhe, die sich einstellen wird, genau das ist der wunderschöne Preis, wenn man es geschafft hat! Geschafft, weil man genau das wiederhaben wollte! Kein Mensch ist es wert, dass die Seele leidet!

„Man bestraft sich ausschließlich selbst!“ – und wenn DAS erstmal verinnerlicht ist, DANN ist alles andere nahezu einfach :-)

Auch in meinem Leben gibt es Menschen, die mir, wenn ich heute dann und wann mal an sie denke – ich sagte schon, dass nahezu jeder Mensch sein persönliches „in the past- Diary“ hat – gefühlten Lippen- Herpes verursachen. Das jedoch nicht, weil ich sie „hasse“ oder weil ich ihnen immer noch nicht verziehen habe. Nein, viel eher, weil ich mich auch heute noch ekele, wenn mir Geschichten und „Darbietungen“ zugetragen werden, die eben so typisch für diese besagte „Menschen-Gruppe“ sind. Ich war selbst einmal Teil dieses „Systems“ – „War“ – das alles entscheidende Schlüsselwort! :-)

Ein Fakt ist es, und bitte bedenkt auch dies ausführlich, wenn ihr euch ehrlich fragt: „Will ich – ausschließlich MIR ZU LIEBE!!! – wirklich nicht verzeihen?“: das kleine beschränkte System mancher Menschen wird immer gleich bleiben, nahezu so, als hätte sich ihr Mikrokosmos nicht 5 cm weiterbewegt in all der Zeit, die bereits vergangen sein kann. Also? Was spricht dagegen einen Strich zu ziehen? Für euch allein?

Innerer Ekel und Selbstkasteiung – das sind zwei komplett unterschiedliche Paar Schuhe. Und gegen ersteres helfen zwei Dinge nahezu „tiefenwirksam“ :-)
1. mit Freunden herzhaft darüber lachen und
2. immer ein Tübchen Zovirax im Apothekenschränkchen beherbergen.

Viel Glück! :-*

3 Antworten auf „Vom Verzeihen können und was man sonst noch so alles nicht will.“


  1. Ich habe gerade einige der Beiträge aus den verschiedenen „Kategorien“ gelesen.
    Bei vielen dachte ich : „Ja, genau so ist es!“ oder aber „eigentlich hat sie recht!“
    Die Texte bestätigen, ermutigen und sind hilfreich!
    Vielen, vielen Dank dafür!

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